Das 2017 fertiggestellte Sifton Centre in London, Ontario, gilt als früher kanadischer Maßstab für Netto-Null-Nutzungsgebäude. Das von Diamond Schmitt Architects im Rahmen der ehrgeizigen nachhaltigen Gemeinde West 5 entworfene Gebäude mit einer Fläche von 60.000 m² ist ein Beispiel dafür, wie fortschrittliche Fassadentechnologien, einschließlich gebäudeintegrierter Photovoltaik (BIPV), strenge Energieziele erreichen und gleichzeitig die architektonische Identität definieren können.
Die West 5 Netto Null Vision
Das Sifton Centre ist der Eckpfeiler von West 5, einem 70 Hektar großen Projekt, das Ontarios erste Netto-Null-Gemeinde mit gemischter Nutzung werden soll. Sein Design ist ein Präzedenzfall für die Integration nachhaltiger Technologien direkt in die Architektur und bietet wertvolle Erkenntnisse für nachfolgende Projekte innerhalb und außerhalb des Baugebiets.

Fassadendesign & BIPV-Integration
Die Gebäudehülle ist von zentraler Bedeutung für die Leistungsfähigkeit und die ästhetische Strategie des Sifton Centre. Zu den wichtigsten Fassadenelementen gehören:
- Gebäudeintegrierte Fotovoltaik (BIPV): Die an der Fassade montierten PV-Paneele arbeiten mit einer umfangreichen Dachanlage zusammen und tragen erheblich zur Energieerzeugung vor Ort bei, die für den Netto-Null-Betrieb des Gebäudes erforderlich ist. Auch wenn die Details der Integration (z. B. Vorhangfassade vs. Regenschutz) einer genaueren Untersuchung bedürfen, zeigt ihre Einbeziehung die klare Absicht, die Fassadenfläche für die aktive Energieerzeugung zu nutzen und die Technologie für erneuerbare Energien mit dem äußeren Erscheinungsbild des Gebäudes zu verbinden.
- Elektrochrome Verglasung: Durch den Einbau von elektrochromem Glas kann sich die Tönung der Fenster automatisch an die Intensität des Sonnenlichts anpassen. Diese Technologie ist entscheidend für die Steuerung des solaren Wärmegewinns und der Blendung, wodurch die Abhängigkeit von HLK-Systemen und künstlicher Beleuchtung verringert und gleichzeitig der Komfort der Bewohner und die Verbindung zum Außenbereich optimiert werden.
- Leistungsstarke thermische Umhüllung: Diesen aktiven Systemen liegt eine hoch isolierte und luftdichte Gebäudehülle zugrunde, die Wärmebrücken und Energieverluste minimiert – eine Voraussetzung für das Erreichen der Netto-Null-Leistung.
Energieerzeugung und Leistung
Die kombinierte Leistung der PV-Anlagen auf dem Dach und an der Fassade ist beträchtlich und erzeugt Berichten zufolge jährlich genug Strom, um 14 durchschnittliche Haushalte zu versorgen. Diese Erzeugungskapazität vor Ort ist von grundlegender Bedeutung für den Ausgleich des Energieverbrauchs des Gebäudes und zeigt das Potenzial der Integration von Solartechnologie direkt in die architektonische Gestaltung, um ehrgeizige Umweltziele zu erreichen.

Komplementäre nachhaltige Systeme
Die Hochleistungsfassade wird durch andere integrierte Systeme ergänzt, die das Netto-Null-Ziel verstärken:
- Effiziente Mechanik: Ein VRF-System (Variable Refrigerant Flow) ermöglicht eine zonenspezifische Wärmeregelung und Wärmerückgewinnung.
- Wassereinsparung: Die Regenwassernutzung deckt den Nichttrinkwasserbedarf (Toilettenspülung, Bewässerung).
- Biophile Elemente: Ein begrüntes Dach und eine markante zweigeschossige Innenwand tragen zur Isolierung, Luftqualität und zum Wohlbefinden der Bewohner bei.
Überlegungen zur Planung und Ausführung für Fassadenprofis
Aus dem Projekt Sifton Centre wurden wichtige Erkenntnisse für die Planung und Ausführung von Fassaden gewonnen:
- Komplexität der Integration: Die erfolgreiche Zusammenführung von BIPV, elektrochromer Verglasung und konventionellen Fassadensystemen erforderte eine gründliche Planung und eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Architektenteam, den Ingenieuren (Statik, Elektrik, Mechanik) und den spezialisierten Bauunternehmen.
- Kompetenz bei der Installation:Die Einführung neuartiger Fassadentechnologien wie BIPV erforderte eine spezielle Ausbildung für lokale Handwerksbetriebe, was zeigt, dass neben der Einführung von Technologien auch die Entwicklung von Arbeitskräften notwendig ist.
- Regulatorische Anpassung: Projekte, die fortschrittliche Umhüllungssysteme und Vor-Ort-Erzeugung beinhalten, können eine proaktive Auseinandersetzung mit den Regulierungsbehörden in Bezug auf Normen und Genehmigungen erfordern.