Das Gebäude Royale Belge in Brüssel, eine berühmte Ikone der modernistischen Architektur der 1960er Jahre, hat eine bemerkenswerte Umgestaltung erfahren und wurde bei den MIPIM Awards 2025 mit renommierten Preisen ausgezeichnet, unter anderem als Best Refurbished Building und mit dem Special Jury Award. Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine visionäre Renovierung den Erhalt des architektonischen Erbes mit den Anforderungen an moderne Nachhaltigkeit und Nutzung in Einklang bringen kann.
Geschichte und Design
Das inmitten von Seen und Buchenwäldern südöstlich von Brüssel gelegene Royale Belge wurde ursprünglich als imposanter Hauptsitz für die gleichnamige Versicherungsgesellschaft in Auftrag gegeben. Der von den Architekten René Stapels und Pierre Dufau entworfene und in den späten 1960er Jahren fertiggestellte, markante kreuzförmige Turm, der sich über einem zweistöckigen Podium erhebt und mit den charakteristischen bronzefarbenen Glasfassaden verkleidet ist, wurde schnell zu einem Wahrzeichen der Unternehmensarchitektur der Nachkriegszeit. In Anerkennung seines einzigartigen architektonischen und historischen Wertes wurde das Gebäude 2019 unter Denkmalschutz gestellt.

Die Herausforderung der Erneuerung
Nachdem das Gebäude jahrelang leer gestanden hatte, schien seine Zukunft ungewiss. Im Jahr 2018 initiierte das Konsortium Souverain 25 ein ehrgeiziges Renovierungsprojekt. Das Hauptziel bestand darin, das monolithische Bauwerk in ein lebendiges Gebäude mit gemischter Nutzung umzuwandeln, seine Energieeffizienz drastisch zu verbessern und es an die Bedürfnisse der heutigen Zeit anzupassen, ohne dabei seinen historischen Charakter zu verlieren. Der siegreiche Entwurf von Caruso St John Architects und Bovenbouw Architectuur in Zusammenarbeit mit DDS+ verfolgte einen Ansatz der „minimalen Intervention“. Diese Philosophie konzentrierte sich darauf, den ursprünglichen Geist und die wesentlichen Merkmale des Gebäudes zu erhalten und gleichzeitig seine Funktionalität und seinen ökologischen Fußabdruck strategisch zu verbessern.
Nachhaltige Innovation unter Berücksichtigung des kulturellen Erbes
Ein Eckpfeiler der Renovierung war die Integration fortschrittlicher nachhaltiger Technologien in ein denkmalgeschütztes Gebäude. Eine der wichtigsten Modernisierungsmaßnahmen war der Austausch des ikonischen, aber ineffizienten goldfarbenen Glases. Dieses wurde sehr sorgfältig durch Hochleistungs-Sonnenschutzglas ersetzt, das der ursprünglichen Ästhetik sehr nahe kommt und gleichzeitig die Wärmedämmung erheblich verbessert und den Energieverbrauch senkt (um schätzungsweise 4 % allein durch diese Maßnahme). Um die Umweltfreundlichkeit des Gebäudes zu erhöhen, wurden auf dem Dach Photovoltaikanlagen installiert, außerdem Kraft-Wärme-Kopplungssysteme und eine optimierte Beleuchtung und Belüftung. Diese Maßnahmen sind wichtige Bestandteile einer umfassenden Strategie, die darauf abzielt, die CO₂-Emissionen auf Null zu reduzieren.
Ein aktives Zentrum: Gemischt genutzte Transformation
Das wiederbelebte Royale Belge gedeiht nun als multifunktionales Reiseziel, das sich nahtlos einfügt:
- Modernste Büroräume
- Ein stilvolles Hotel
- Ein gut ausgestatteter Health Club
- Ein einladendes Restaurant
- Moderne Konferenzeinrichtungen
Entscheidend ist, dass eine neue vertikale Halle eingeführt wurde, die ein zentrales Erschließungsband bildet, das die gemeinsam genutzten Räume auf den verschiedenen Etagen miteinander verbindet. Dies verbessert die Zugänglichkeit und fördert die Interaktion zwischen den verschiedenen Funktionen, die alle im Einklang mit der ursprünglichen räumlichen Logik des Gebäudes konzipiert wurden. Diese durchdachte Umgestaltung haucht dem architektonischen Juwel neues Leben ein und integriert es erfolgreich in das soziale und wirtschaftliche Gefüge von Brüssel.

Beifall und Vermächtnis
Der sensible und innovative Ansatz des Projekts hat breite Anerkennung gefunden. Vor dem Erfolg auf der MIPIM wurde es bei den European Heritage Awards / Europa Nostra Awards 2024 mit dem Conservation & Adaptive Reuse Award ausgezeichnet. Mit dieser Auszeichnung wird das Projekt nicht nur für seinen ästhetischen und funktionalen Erfolg gewürdigt, sondern auch dafür, dass es zeigt, wie bedeutende Baudenkmäler der Moderne durchdacht erhalten und so angepasst werden können, dass sie strengen zeitgenössischen Standards für Nachhaltigkeit und Nutzung entsprechen. Das Royale Belge ist nicht nur ein Denkmal seiner Epoche, sondern auch ein zukunftsweisendes Modell für die nachhaltige Renovierung von Baudenkmälern weltweit.