Kopenhagen, ein weltweites Vorbild für nachhaltigen Städtebau, leistet mit gebäudeintegrierter Photovoltaik (BIPV) und ganzheitlichen Smart-City-Strategien Pionierarbeit für kohlenstoffneutrales Wohnen. Mit dem Ziel der Kohlenstoffneutralität bis 2025 ist die Stadt ein Beispiel dafür, wie Politik, Technologie und gesellschaftliches Engagement urbane Landschaften in Zentren für erneuerbare Energien verwandeln können. Unterstützt durch EU-weite Initiativen wie die Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) inspiriert Kopenhagens Konzept Städte wie Barcelona und Berlin dazu, ihre Null-Energie-Umstellung zu beschleunigen.
Von der Kohlenstoffneutralität zum zirkulären Urbanismus
UN17 Dorf: Ein Modell für nachhaltiges Leben
Das von der Lendager Group entworfene UN17 Village in Nordhavn integriert BIPV-Fassaden und -Dachsysteme in einen kreislaufwirtschaftlichen Rahmen. Zu den wichtigsten Innovationen gehören:
- Energieerzeugung: Die Solarzellen produzieren jährlich 1,2 GWh und decken damit 60 % des Bedarfs des Komplexes.
- Stoffliches Recycling: 93 % der Baumaterialien werden recycelt, darunter auch überschüssiger Beton und Holz.
- SDG-Ausrichtung: 14 der 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung werden durch Regenwassernutzung, Korridore für die biologische Vielfalt und soziale Eingliederung direkt angesprochen.


Das intelligente Energienetz von Nordhavn
Der Kopenhagener Stadtteil Nordhavn dient als lebendes Labor für intelligente Energiesysteme, in dem BIPV mit Fernwärme, Geothermie und intelligenten Netzen kombiniert werden. Das System setzt vorrangig auf die Speicherung erneuerbarer Energien und die Steuerung der Nachfrage in Echtzeit, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern.
CopenHill: Energiegewinnung aus Abfall mit Pfiff
Die Anlage Amager Bakke (CopenHill) definiert die städtische Infrastruktur neu, indem sie Abfall in Energie für 60 000 Haushalte umwandelt. Die Skipiste auf dem Dach und die Kletterwand, die von Solarzellen angetrieben wird, symbolisieren Kopenhagens Ethos, Funktionalität mit öffentlichem Engagement zu verbinden.


Treiber der EU-Politik: Skalierung der Null-Energie-Ambitionen
Die überarbeitete EPBD (2021) schreibt vor, dass alle neuen EU-Gebäude bis 2030 emissionsfrei sein müssen, was die Einführung von BIPV beschleunigt. Zu den ergänzenden Rahmenwerken gehören:
- Konvent der Bürgermeister: Über 11.000 Städte, darunter Kopenhagen, Helsinki und Stockholm, verpflichten sich, die EU-Klimaziele zu übertreffen.
- EU Green Deal: Finanziert Nachrüstungen und schafft Anreize für Projekte wie das 22@ Innovation District in Barcelona, wo Solarglasfassaden die Netzabhängigkeit um 40 % senken.
- Das Be-Smart-Projekt von Horizont 2020: Senkung der BIPV-Kosten um 50 % durch standardisierte Designs, die es Städten wie Berlin ermöglichen, Sonnenkollektoren in Wahrzeichen wie den EUREF-Campus zu integrieren.
Integration in die intelligente Stadt
Der Erfolg Kopenhagens hängt von sektorübergreifenden Innovationen ab:
- Radverkehrsinfrastruktur: 75 % der Fahrten sollen bis 2025 mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden, unterstützt durch KI-optimierte Ampeln und Fahrrad-Superautobahnen.
- Smart City Street Lab: Erprobung von IoT-Lösungen wie adaptive Straßenlaternen und Ladestationen für Elektrofahrzeuge unter Verwendung offener Datenplattformen.
- Menschenzentriertes Design: Die Philosophie des Architekten Jan Gehl „Erst das Leben, dann die Räume, dann die Gebäude“ legt den Schwerpunkt auf Grünflächen, Fußgängerzonen und die Gesundheit der Gemeinschaft.
Herausforderungen und kooperative Lösungen
Nachrüstung historischer Architektur
Die Kopenhagener Initiative SUN4Ukraine erprobt anpassungsfähige BIPV-Lösungen für historische Gebäude, die Ästhetik und Energieeffizienz in Einklang bringen.
Finanzierung und Eigenkapital
Das EU-Programm „Renovation Wave“ subventioniert Nachrüstungen in einkommensschwachen Gebieten, während das dänische Programm „Energy Leap“ die Modernisierung von 39 % des Gebäudebestands bis 2025 vorsieht.
Politische Koordinierung
Das Tool Active House Radar standardisiert die Energiekennzahlen in den Städten und bringt die kommunalen Bemühungen mit den EPBD-Zielen in Einklang.
Globales Erbe und zukünftige Trends
Die Auswirkungen von Kopenhagen reichen über Europa hinaus:
- C40-Städte-Netzwerk: Austausch bewährter Verfahren mit Städten wie Los Angeles und Melbourne.
- Bündnis für klimaneutrale Städte: Arbeitet mit Stockholm und Amsterdam zusammen, um die Integration von BIPV-Netzen zu verbessern.
Neue Technologien wie solarbetriebene intelligente Fenster und PV-betriebene Wasserstoff-Hubs versprechen eine weitere Dekarbonisierung der städtischen Energiesysteme.